« Ich vertraue mir und meiner Verkostung der Trauben, wenn ich ernte, nicht analytischen Werten. » (Cyprien Arlaud, dessen 2021er schlicht brillant sind, 07.11.22).
In der ersten Hälfte des November haben wir uns mit den Ergebnissen des Jahrgangs 2021 in Burgund und an der Rhône beschäftigt. Das Bild des Jahrgangs, das mit den vor Ort-Verkostungen und Diskussionen mit den Winzern entstand, ist überaus erfreulich - das sind Weine, die frisch, digestibel, detailliert, messerscharf terroirgetreu, von feinem Stoff und wunderbar verfeinert-aromatisch sich entpacken. Die frühe (relative) Harmonie machte die Verkostungen - jedenfalls bei den aufgesuchten Adressen ! - eher zu einem Fest als zu einer Aufschlüsselung später kommender Größe. Diesen sinnlichen Weinen, die nicht in der Kontinuität der außerordentlichen Reife der drei Vorgängerjahre stehen, fehlte nichts außer vielleicht jene junge Unzugänglichkeit, die frühere Generationen gelernt haben, fälschlicherweise mit dem Ausweis kommender Größe zu verwechseln. Vins de garde sind die (besten) 2021er allemal, doch mit einem Fenster für den Genuß, das sich in der Regel früh öffnen wird. Gut, denn so können die 2018er, 2019er und 2020er heranreifen statt, zumal in der Spitze, (viel) zu früh getrunken zu werden !
Wer eher Zahlen glaubt, wird vielleicht erstaunt sein, dass 2021 sich analytisch ganz gut mit 2010 in Burgund übereinanderlegt, gustatorisch allerdings fehlt dem jüngeren Jahrgang jede Strenge. Schließlich ist eines ferner sicher: der Anteil der Winzerarbeit an den Erfolgen des Jahres ist erheblich, denn leicht waren diese wundervollen Weine nicht zu erzeugen. Wenig erfreulich natürlich die - zumindest in der Regel - weiter ggü. 2020 gesunkenen Erntemengen.