Domaine Thibault Liger-Belair, Nuits St. Georges
- Domänendirektimport seit Jg. 2002 (Domänenstart), Exklusivimport in Deutschland -
« Die Ergebnisse der Herangehensweise Thibault Liger-Belairs sind beeindruckend: die Süße einer reifen Frucht ist da, das sind Weine seidiger Textur, mit einem Hauch von Tannin und einer mineralischen Ader, die jedes Abdriften Richtung Üppigkeit hemmt...zusätzlich zu seinen Côte d'Or-Weinen erzeugt er überzeugende Moulin à Vents im Beaujolais, wo er ein Côte d'Or-Verständnis der Wertschätzung jeden einzelnen Terroirs hinbrachte. Ganz so, wie er es wiederholt sagt: 'Alles ergibt sich mit dem Boden.' Was sein Leitspruch sein könnte."
Raymond Blake, Côte d'Or. The wines and winemakers of the heart of burgundy, 2017
« Hier, bei Thibault Liger-Belair, ist man bei einem sehr puren Ausdruck des Pinot Noir, stets elegant, gleich von welchem Ursprung auch immer. Die Domäne im Beaujolais läßt sich von den gleichen Grundsätzen leiten."
Bettane/Desseauve, Guide des vins 2019
Interview mit Thibault Liger-Belair, 2015
Was hat Dich dazu gebracht, Winzer zu werden ? Und wie ist der Weg verlaufen ?
"Der Weg zum Winzer war ein wenig besonders, da meine Familie schon sehr lange im Wein arbeitet. Die Familiengeschichte** beginnt im 18. Jahrhundert. Ich stamme aus einer Familie von Weinhändlern, aber es war ein wenig Zufall, daß ich mich begann für den Wein zu begeistern, denn mein Vater arbeitete gar nicht in diesem Bereich."
** 1720 gründet Claude Marey, Sekretär des frz. Königs und Bürgermeister von Nuits St. Georges, das Weinhandelshaus C. Marey. Deutschland und Belgien sind die wichtigsten Exportmärkte - der Wein wird in Fässern per Pferd transportiert - und bleiben es bis Waterloo 1815. Claudes Sohn, Claude Philibert Marey, starb 1814. Es folgte Guillaume Felix Marey. 1852 wird aus C. Marey C. Marey et Comte Liger-Belair (s. Foto). Der Comte Liger-Belair, Neffe Mareys, bringt umfangreichen Weinbergbesitz, gerade auch aus Vosne-Romanée, mit. Fünf Generationen lang blieb das Handelshaus bedeutend - unmöglich jedoch die Details der Entwicklung der weitverzweigten Familie hier auszubreiten. Es entstehen verschiedene Zweige der Familie. 1982 stirbt Xavier Liger-Belair, Bruder des Comte Henri Liger-Belair. Großteils geht das Maison Liger-Belair in den Besitz von Dufouleur Père & Fils über. Aber Vincent Liger-Belair, Thibaults Vater, bleiben 3,5 ha Weinbergsbesitz, darunter Anteile an Richebourg, Clos Vougeot und Les Saint Georges. (Der Verf.)
Was ist es, was Dich am Winzerberuf begeistert ?
Während man sich heute in einer schnell bewegenden Welt lebt, mag ich am Winzerberuf, daß man sich Zeit nehmen muß. Als ich den Beruf aufnahm, begann ich mit dem Rebschnitt, um die Frucht dieses Rebschnitts erst 8-10 Monate später zu erhalten, dann daraus Wein zu machen und ihn erst drei Jahre nach diesem Rebschnitt zu verkaufen. Das rückt die Dinge ins Verhältnis und erlaubt es festzustellen, daß im täglichen Leben stets alles zu schnell läuft. Beim Wein kann man nicht schneller sein als der vorgegebene Takt. Es ist der Wein, der uns leitet. Es sind nicht wir, die den Wein leiten. Der Winzerberuf erlaubt es, einen Rhythmus zu finden, der jener des Weines ist, sich also Zeit zu nehmen. Eine Sache, die mir gefällt.
Was unterscheidet Burgund von anderen Weinregionen ?
"Der Pinot Noir ist eine sehr schöne Rebsorte, aber in Burgund ist er nur die Unterstützung und das Mittel, um den Boden auszudrücken. Der Pinot Noir ist eine schwer zu bearbeitende Rebsorte, aber wenn er gute Ergebnisse zeigt, gibt er viel Glück. Ich reise recht viel auf der Welt und hatte die Gelegenheit, Pinot Noirs fast überall zu trinken, es gibt dabei sehr schöne Exemplare. Der Pinot Noir kann überall schöne Resultate erbringen, das einzige ist, dass man nicht versuchen darf, ihn zu kopieren. Wenn es gute Weine auf der Welt gibt, dann stammen sie von einem Terroir, nicht von einer Rebsorte. Und in Burgund haben wir das Glück über sehr schöne Terroirs zu verfügen!"
Was sind für Dich die wesentlichen Qualitäten, die ein Winzer besitzen muß ?
"Die Fähigkeit zur Beobachtung und Demut. Ein guter Winzer muß auch die Fähigkeit haben, sich stets in Frage zu stellen. Das ist schon ein sehr besonderer Beruf. Oft hat man den Eindruck, etwas verstanden zu haben und dann gibt es dann wieder einen Jahrgang, der einen wieder auf den Boden holt. Indem man beobachtet, kann man viele Dinge verstehen und sich umstellen. Das führt weiter als einem fertigen Rezept zu folgen."
Welche Ratschläge hättest Du für einen jungen Winzer ?
"Viel Mut zu haben! Ebenso, daß man den Wein für sich macht und nicht versucht, Wein für andere zu machen. Anfangs, wenn man sich viele Fragen stellt, begeht man viele Fehler. Man fragt sich, ob der eigene Geschmack auch der anderer ist. Die Aufrichtigkeit und Offenheit in den eigenen Weinen, das ist es, was wichtig ist."
Wie siehst Du die Biodynamie ?
"Ich praktiziere sie seit nunmehr zehn Jahren.Das ist eine sehr interessante Herangehensweise, entwickelt von Rudolf Steiner. Sie erlaubt, anders zu denken...sie ist eine Sprache zwischen der Pflanze und dem Winzer. Das Schwierigste dabei ist, die Antwort der Pflanze zu verstehen. Die Biodynamie bringt uns ein eher intuitives Verständnis unseres Berufes. Wir vermeiden es, zu technisch zu agieren, um sensorischer zu sein."
Ist der Klimawandel eine Sorge der Winzer in Burgund ? Hat er Konsequenzen für die Arbeit ?
"In unseren Breiten ist es für mich noch schwierig, daran zu denken. Umgekehrt bin ich sicher, daß der Anteil des Treibhausgases gewachsen ist. Man kann in den Weinbergen einen geänderten Stoffwechsel sehen, der dazu geführt hat, daß die Reife schneller kommt, auch die Trauben etwas reifer werden. Was augenscheinlich problematisch ist, aber das Phänomen ist nicht reversibel. Ich glaube an das Gleichgewicht der Pflanze. Bei der Rebe haben wir zwei Typen der Reife, eine des Zuckers und die phenolische Reife. Was zählt, ist die zweite. Man kann 14% Zucker in einem Wein haben, wenn man die ganze phenolische Reife dahinter hat, wird man ihn nicht schmecken, man wird einen digestiblen Wein haben. Deshalb muß sich die Pflanze an diesen Wandel anpassen. Die Pflanze paßt sich an und wir müssen uns ebenfalls anpassen, um diese phenolische Reife zu erlangen. Ich bin überzeugt davon, daß die Ausgewogenheit der Böden zu einer Ausgewogenheit der Rebe führt. "
Wenn Du die Wahl hättest, Dich irgendwo auf der Welt außerhalb Burgunds niederzulassen, wohin würdest Du gehen ?
"Überall dahin, wo es Reben gibt! Ich denke, es gibt keine schlechten Terroirs, es gibt nur schlechte Winzer. Ich hatte vor zwei Jahren die Gelegenheit eine Reise nach Neuseeland zu machen. Ich habe Dinge gesehen, die mir etwas gesagt haben, Dinge, die interessant sein könnten.…Dabei habe ich nun vor nur fünf Jahren ein Projekt in Moulin à Vent angestoßen, was ein wenig gewagt war, und ich denke, man sollte sich nicht zu sehr streuen. Ich habe schon einen guten Schritt außerhalb Burgunds getan, aber es ist wahr, daß Neuseeland ein jungfräuliches Gebiet ist. Wenn man meine Arbeitsphilosophie hat, den Böden Leben zu geben, ist es interessant, daß es heute noch Orte gibt, wo man sich sagt, das könnte ein schönes Terroir sein. Kurzum, ein wenig wie die Mönche von Citeaux vor tausend Jahren zu sein, aber gut, das ist ein süßer Traum!"
Welche Gerichte passen gut zu Deinen Weinen ?
"Einfache Gerichte, etwa ein Huhn aus der Bresse. Ich bin nicht jemand, der die Dinge zu kompliziert mag, aber ich mag Produkte, die Qualität haben. Ich denke, daß ein großer Wein nicht ein zu kompliziertes Essen braucht. Denn ein Essen mit zu starkem Geschmack kann dahin führen, die Balance des Weines zu brechen. Zusammengefaßt also, einfache Gerichte, aber mit guten Produkten!"
Ausblick
Thibault Liger-Belairs Projekt im Beaujolais zeigt seit dem ersten Jahrgang 2009 spektakuläre Ergebnisse. Was passiert ist, seitdem die Crus des Beaujolais selbst noch in den 1950er Jahren auf gleicher Stufe gesehen wurden wie große Burgunder der Côte d'Or, ist eine andere Diskussion. Dass sie das Level wieder erreichen können - in den verschiedenen Facetten, die die unterschiedlichen Terroirs bieten - davon geben Thibaults Crus bereits mehr als eine Ahnung. Dass diese Weine "bei einem Vergleich mit zahlreichen berühmten Crus der Côte de Nuits nicht zurückstehen müssen" (Revue du vin de france, 2017), ist ein Fakt.
Die Resultate bei Thibaults Moulin à Vents, die er mit der gleichen Sorgfalt wie die Weine der Côte d'Or behandelt, machen seine Aussage anschaulich, wie sehr es auf die Arbeit des Winzers ankommt, um ein Terroir zu entfalten. Wer sich um Güte statt um Reputation kümmert beim Wein, wird bei Thibaults Crus des Beaujolais mehr als auf seine Kosten kommen. Er wird eine Erfahrung mit kompletten Weinen machen, die einmal nicht 100,- € und mehr kosten. International gibt es bereits eine Renaissance der Crus des Beaujolais, Deutschland braucht stets etwas länger, auch wenn sich selbst hierzulande die positiven journalistischen Artikel endlich häufen.
Dass die Weine der Côte d'Or bei Thibault sich durchweg prächtig entwickeln, vielfach zu den Referenzen ihrer jeweiligen Appellationen zählen, in einem Stil, der so profund-generös wie sinnlich-pur ist, steht ebenfalls außer Frage. Wie es quasi 'Pflicht' einer der besten Domänen Burgunds ist, legt Thibault seit 2014 auch einen Bourgogne rouge vor, der aus der Masse der génériques heraussticht. So sollte der Einstieg nach Burgund aussehen, wenn man sich nicht mit den matten Exemplaren aus der grossen Distribution begnügen will.
Februar 2018
„Die Weine hier sind von immenser Reintönigkeit des Geschmacks, was am besten die Botschaften der Terroirs enthüllt, denen sie entstammen. Mit Thibault Liger-Belair haben wir einen der beharrlichsten, nachdenklichsten, passioniertesten und brillantesten Winzer Burgunds vor uns. "
Emmanuel Delmas, Sommelier (Paris)
« Die Qualität der Weine entscheidet sich vorrangig im Weinberg durch eine aufmerksame Vitikultur: wir müssen demütig bleiben gegenüber der Magie unserer Böden. Unsere Aufgabe ist also genau jene des Zuhörens und der Beobachtung, unsere Verantwortung ist es, besser auf die Bedürfnisse der Rebe zu antworten und ihr so zu helfen, ihr ganzes natürliches Potenzial zu realisieren. »
Thibault Liger-Belair