Christophe Perrot-Minot, Morey St. Denis

- Domänendirektimport seit Jg. 1994 -

"In meiner Philosophie als Winzer hat Menge keinerlei Bedeutung. Allein die Suche nach dem Ausdruck des Terroirs und das Bemühen um Qualität interessieren mich. Mein Ziel ist es, die im Geschmack klarsten, pursten und elegantesten Weine zu erzeugen."

Christophe Perrot-Minot

Armand Merme
Armand Merme

Historie

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts läßt sich die Entstehung der heutigen Domaine Perrot-Minot zurückverfolgen als Léonie Sigaut, Frau und Witwe Alexandre Morizots, die Rebflächen der Domänen Sigaut (Chambolle-Musigny) und Morizot (Morey St. Denis) vereint. 

Esthér Morizot, Léonie Morizots Tochter, heiratet dann gegen Ende des 19. Jahrhunderts Amédée Merme, der nach Armee und Verwaltung die Domäne seit Beginn des 20. Jahrhunderts leitet. Aus der Domaine Morizot wird die Domaine Morizot-Merme. Merme ist es, der der Domäne Anerkennung auch über Frankreichs Grenzen hinaus verschafft - die Weine finden Eingang auf die Weinkarten der großen Restauration, Mermes Ziel ist höchste Güte.

Armand Merme (1902 - 1973), Sohn Amédéés und Esthérs, arbeitet zunächst an der Seite seines Vaters bis er nach Ende des 2. Weltkriegs die volle Verantwortung auf der Domäne übernimmt. Merme jr., technisch hochinteressiert, ist es, der die Domaine auf den neuesten Stand der Ausrüstung bringt, sie erweitert, modernisiert.

1963 heiratet Marie-France, erstgeborene der vier Töchter Armands und seiner Frau Yvonne, Henri Perrot-Minot. Im gleichen Jahr verbinden sich Denise Merme und Jean Taupenot aus St. Romain. Es entstehen deshalb 1973, mit dem Tod Armands, die Domänen Perrot-Minot sowie Taupenot-Merme - die Lagenanteile der elterlichen Domäne werden aufgeteilt. Noch heute verfügen deshalb die Domänen Perrot-Minot und Taupenot-Merme über Anteile an vielfach gleichen Lagen. 

1993 kehrt Christophe Perrot-Minot, Sohn von Henri und Marie-France, nach siebenjähriger Tätigkeit als Courtier en vins auf die elterliche Domäne zurück und übernimmt mit 28 Jahren die Leitung.

Christophe Perrot-Minot
Christophe Perrot-Minot

Vitikultur

In weiten Teilen der Weinöffentlichkeit herrscht die Vorstellung, Burgund, das sei heute, zumindest an der Côte d'Or, ein fast ausschließlich organisch bewirtschafteter Weinberg. Eine Vorstellung, die die Dinge auf den Kopf stellt, wenn man sieht, daß an der Côte d'Or, dem Herzstück Burgunds, kaum mehr als 10% der Gesamtfläche organisch bearbeitet wird. D.h., 9/10 der Betriebe arbeiten mit Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden etc. Die Zeitschrift Le Bien Public meldet im Februar 2016, daß seit 2008 durchschnittlich 1.702 Tonnen Pestizide (Herbizide, Fungizide) pro Jahr im Departement C'ôte d'Or verkauft wurden (Vitikultur + übrige Agrikultur), die Zahlen stammen vom frz. Umweltministerium. Was die Côte d'Or als eines der führenden Departements in Frankreich in Sachen Verbrauch von Pestiziden ausweist.

Die Idee, es sei Teil einer allgemeinen Einstellung der Winzer an der Côte d'Or - und das auch noch in den 90er Jahren - wie Christophe Perrot-Minot die Pestizide ab Mitte der 90er Jahre zu bannen, ist vollkommen irrig. Gerade Mitte der 90er Jahre sind es lediglich einzelne Winzer, die das tun!

Christophe Perrot-Minot pflügt also seine Weinberge - eine Praxis, die keineswegs nur Unkraut beseitigt, sondern auch das Mikroleben des Bodens animiert - , ebenso praktiziert er die traditionelle buttage hivernale der Reben, die systematische winterliche Erdanhäufung um die Rebe herum zwecks Schutz vor Frost sowie zum besseren Wasserablauf im Weinberg.

Um die Essenz der Lagen aufzudecken, bedarf es einer natürlichen Konzentration im Weinberg selbst. Hohes durchschnittliches Rebalter, ein strikter guyot-Rebschnitt - beides zusammen führt zu Wundern des Unterschieds, was die Reife der Frucht anbetrifft - ganz gleich wie die Saison auch ausfallen mag! Behangausdünnungen (vendanges en vert), niemals systematisch durchgeführt, sondern nur dort praktiziert, wo sie der Erreichung der optimalen Reife dienen, und Entlaubungen (éfeuillage) sind weitere Elemente der Weinbergsarbeit bei Christophe.

Durchgehend optimal reif ist die Frucht in keiner Saison. Deshalb praktiziert Christophe eine an der Côte d'Or schon berühmt gewordene Strenge der Schlußauslese: nach einer Auslese im Weinberg durch eine eingespielte Équipe von 30 Erntehelfern, folgen weitere Durchgänge mit 20 Helfern an zwei Linien von Auslesetischen. Die Auslese kann bis zum Aufschneiden der einzelnen Trauben gehen, nur so kann minderreifes Traubengut (außen zwar dunkel, aber nicht durchgängig reif) eliminiert werden. Auch hier beim Thema Auslese existieren oft idyllische Vorstellungen - Winzer unterschieden sich hier doch kaum lautet eine gängige Idee. So als ob z.B. Ärzte oder Rechtsanwälte alle gleich gut seien! Das Gegenteil ist also der Fall. Nicht nur ist es kaum eine Generation her, daß Auslese selbst eher verpönt und eher die Ausnahme war. Christophe Perrot-Minot kann sich noch an das kreidebleiche Gesicht seines Vaters Henri erinnern, als dieser erstmals Anfang der 90er Jahre die Menge der von Christophe eliminierten Trauben sah. Die vorherige Winzergeneration eliminierte ein paar angefaulte Trauben, das war es aber. Minderreife Trauben wanderten mit in die Vinifikation, es ging um Menge!

Auch heute, wo eine Schlußauslese verbreiteter ist an der Côte - Attention! eine maschinelle Ernte (90% aller Trauben weltweit, 60% aller Trauben in Frankreich werden maschinell geerntet, was in Konsequenz einen Wein wohl mehr definiert als das Terroir, von dem er stammt!) schließt eine Auslese je Rebstock aus - sind die Maßgaben der Strenge (s.o.) sehr unterschiedlich. Wenn man weiß, daß die Qualität der Frucht das A und O in Hinsicht auf Güte eines Weines ist, mag man die Konsequenz nachvollziehen. Es kommt nicht von ungefähr, daß Christophe Perrot-Minot in einem schwierigen Jahr wie 2008 eines der allerbesten Resultate überhaupt vorweisen konnte. Güte ist keine Magie, sondern die Summe der Sorgfalt, die Summe einer der Qualität verpflichteten Arbeitsmenge.

Im Verkostungsraum Christophe Perrot-Minots
Im Verkostungsraum Christophe Perrot-Minots

Vinifikation und Ausbau

Nach einer einwöchigen Kaltmazeration bei 14° C (Stabilisierung der Farbe, Beförderung von Frische und Aromatik) beginnt die auf natürlichen Hefen beruhende alkoholische Fermentation. Nur der feinere vin de goutte geht in den Wein ein, ein wenig vin de presse wird allein ab und an zum Auffüllen der Fässer genutzt. Die Extraktion beruht im wesentlichen auf remontages, dem Umpumpen des Mostes von unten auf den obenliegenden Tresterhut, einer Technik, die die Gesamtcuvée homogenisiert, die Extraktion der für den Wein einzig interessanten Traubenhäute bewirkt sowie der Oxydation ebendieses obenliegenden Marcs entgegenwirkt. Christophe Perrot-Minot praktiziert sehr wenige pigeages. 

Nach einer zweitägigen débourbage (Abtrennung der unerwünschten Grobteile) erfolgt der Ausbau über 12- 14 Monate in unterschiedlichen Proportionen neuen Holzes: 20% für die Villagesweine (der Rest in zu gleichen Teilen 1-2 Jahre alten Fässern), 30% für die 1er Crus (auch hier der Rest in zu gleichen Teilen ein 1-2 Jahre alten Fässern) und 30% für die Grand Crus (ebenso hier der Rest in zu gleichen Teilen in 1-2 Jahre alten Fässern).

Zwecks Homogenisierung der Schlußcuvée werden die Weine im Frühjahr nach dem zweiten Winter unterschiedlich lange Zeit im Stahltank - die Degustation entscheidet - belassen, schließlich ohne Schönung und Filtrierung abgefüllt. Lediglich einmal, ca. einen Monat vor Flaschenabfüllung, werden die Weine während des gesamten Ausbaus von ihren Hefen getrennt (soutirage) - was einwandfrei gesundes Traubengut unterstellt, also eine entsprechende Auslese vor Vinifikation und Ausbau. Die Flaschenabfüllung erfolgt per Gravität, ohne jedes Pumpen.

Christophe ist sich des Korkproblems bewußt, deshalb gehen pro Korkcharge zuvor Proben zur Untersuchung in ein unabhängig arbeitendes Labor, er weiß, daß man sich auf die Versicherungen der Korklieferanten wenig verlassen kann.

Mit Christophe Perrot-Minot (März 2016)
Mit Christophe Perrot-Minot (März 2016)

Ausblick

Christophe Perrot-Minots Arbeit ist heute haute couture Arbeit, so wie sie nur in raren Fällen an der Côte d'Or geleistet wird. Waren die Weine in den 90er Jahren insbesondere aufgrund ihrer Konzentration bemerkenswert, so fehlte es ihnen an Seidigkeit, Subtilität und Purheit, um sich schlußendlich als memorabel herauszustellen. In dem Maße, wie sich mit der Entwicklung der erzielten Qualität der Frucht im Weinberg "der Wein selbst machen konnte" (Perrot-Minot), war es Christophe möglich, die Extraktion (Dauer der Fermentation, Anzahl der pigeages) zurück-zufahren.

Die Resultate sind entsprechend - gerade "ab 2007 haben die Weine hier an Harmonie und Raffinement gewonnen und erweisen sich heute als Referenzen, an denen man nicht vorbei kommt - und dies in allen betroffenen Appellationen", stellen etwa Bettane/Desseauve (Guide des vins 2016) treffend fest.

Mit beigetragen zum Ausmaß des Erfolgs auf dieser Domäne hat die seit einigen Jahren praktizierte Art der vendanges entières. À la Mme Lalou Bize vinifiziert Christophe einige Cuvées nicht mit den ganzen Stielen, sondern nur mit den direkten Stielansätzen der Frucht. Es ist stets eine partielle vendanges entières, eine, die sich auf jene Reben beschränkt, die das höchste Rebalter sowie kleinbeerige Frucht (raisins millerandés) ausweisen: „Das dekomprimiert die Weine, macht sie floraler, nobler“, merkt Christophe zutreffend an. Verschiedene Weine haben hierdurch zweifelsfrei einiges an Klasse, an Raffinement, gewonnen.

Perrot-Minot, der in 2000 mit dem Erwerb der in Vosne-Romanée situierten Domäne Pernin-Rossin große Terroirs mit einem sehr alten Rebbestand in exzellentem Zustand übernommen hatte (diese Rebflächen hatten ein Viertel-jahrhundert keine synthetische Düngung und Herbizide gesehen!), hat im selben Jahr sein Portfolio durch eine Aktivität als Négoce erweitert. Prinzipieller Traubenlieferant ist die Domaine Damoy in Gevrey-Chambertin, die nachweislich sehr gute Weinbergsarbeit leistet. Es ist dann Christophe, der die Arbeit im Weinberg überwacht, auch korrigierend eingreift so denn erforderlich, und vor allem selbst den Erntezeitpunkt festsetzt, die Ernte mit der eigenen Équipe praktiziert.

August 2016

„Wenn Ihr Geschmack nach Burgundern sucht, die Finesse mit Stil und Tiefe des Geschmacks kombinieren, dann sind Perrot-Minots 2011er jede Aufmerksamkeit wert."

Allen Meadows, Burghound

„Pure und präzise Weine von feiner Textur. Eine höchst erfreuliche Verkostung.“

Sarah Marsh, MW, The burgundy briefing Issue 15 über die 2012er Weine Christophe Perrot-Minots

„Die Domaine Christophe Perrot-Minot ist eine der aufregendsten Domänen Burgunds."

Antonio Galloni, Vinous

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