Domaine Gérard Mugneret, Vosne-Romanée
- Domänendirektimport seit Jg. 1995, Exklusivimport in Deutschland -
"Die Domaine Mugneret erzeugt heute Weine mit noch deutlicherer Persönlichkeit, präzisere und geradlinigere Weine. Jedes Terroir bestätigt noch klarer seine Identität."
Bourgogne aujourd'hui, No 117, Juni 2014
Historie
Die komplette Genealogie der Familie Mugneret in Vosne-Romanée würde eine kleine Broschüre füllen, verwiesen sei aber darauf, daß sich die heutigen Domänen Gérard Mugneret, Mongeard-Mugneret, Mugneret-Gibourg, Domaine des Perdrix (früher: Emile Mugneret), Jean-Pierre Mugneret sowie Dominique Mugneret zurückführen lassen auf Eugénie u. Eugène Mugneret sowie Eugènes Bruder Jules.
Eugène ist Holzhändler, erwirbt jedoch bereits Weinbergparzellen und bearbeitet sie. Es ist sein Sohn René, der nach Weltkrieg I sich ganz dem Winzerhandwerk verschreibt. René praktiziert strengen Rebschnitt und pflügt seine Reben mit dem Pferd, Herbizide und Pestizide gibt es noch nicht. Das Pferd kann erst zum Einsatz kommen, nachdem der Präphylloxera-Weinberg, der en foule (durcheinander) gepflanzt war, verschwunden ist, der Weinberg das Gesicht von heute mit seinen geraden Rebreihen gewinnt. René Mugneret beginnt als einer der ersten Winzer in Vosne-Romanée eine private Kundschaft zu entwickeln.
Gérard Mugneret (* 1948), zweiter Sohn Renés, übernimmt ab 1973 die Verantwortung, weil es den erstgeborenen Sohn Jean mehr zur frz. Luftwaffe zieht. Insbesondere Gérards Frau Francoise, die den kommerziellen Part übernimmt, entwickelt den Anteil der Privatkunden weiter, er erreicht schließlich über 70%, einen zumindest für das Burgund der Spitzendomänen ungewöhnlich hohen Wert. Gérard Mugnerets Stil ("Ich möchte vins de plaisir machen, Weine von Ausgewogenheit und damit des Terroirs, ich mache nicht Wein, um möglichst viel Geld zu machen.“ ) ist einer der gourmandise des Geschmacks, der Offenherzigkeit. Weder die Suche nach Konzentration noch nach prominenter Struktur sind die Leitideen, der Pinot ist hier Vehikel des Vergnügens, der Eleganz, die Frucht nimmt den ihr zustehenden breiten Raum ein. Die Weine entwickeln sich nachweislich vorzüglich, ein nach über zwei Dekaden von Bourgogne aujourd'hui verkosteter 1991 Vosne 1er Cru 'Les Suchots' z.B. wird treffend mit folgenden Worten umschrieben: "...den Ausmaßen nach Grand Cru...er vermittelt die Empfindung von Harmonie, Ernsthaftigkeit des Ausdrucks und Fülle...Die Tannine sind seidig, bringen sich durch einen frischen und eleganten Zug zur Geltung. Die Länge ist großartig. Die Nase entwickelt sich ausdrucksstark über Anklänge an Gewürznelke, Kirsche und einer Spur Rauchigkeit. Zu trinken oder auch noch aufzubewahren." (19/20)
Die Domäne, die primär nicht die Anerkennung des Journalismus sucht - man stellt kaum einmal Probeflaschen für große Verkostungen bereit - bleibt unter Gérard Mugneret ein hidden secret für Kenner, die ihrem eigenen Geschmack zu vertrauen gelernt haben. Gérards Weine sind qualitativ en pair mit den größten in den Lagen Echézaux, Suchots, Boudots oder Vosne-Village - wenn auch bei weitem nicht so bekannt wie andere. Becky Wasserman soll die Weine Mugnerets mit denen Lafarges in Volnay verglichen haben - ein Vergleich, der schwer nachzuvollziehen ist angesichts der von Anfang an offenen Art Mugnerets im Unterschied zur oft jahrelangen Kargheit der Weine Lafarges.
Gérard, ein Mann mit großer Passion für die Rebe, ist heute noch im Weinberg tätig. Sein Sohn Pascal kehrt nach Studium und Praxis als Ingenieur Anfang 2004 mit seiner Frau Virginie auf die Domäne zurück und übernimmt nach önologischer Ausbildung und Praxiserfahrung bei Girardin in Santenay die Federführung, 2005 ist der erste von ihm vinifizierte Jahrgang.
Vitikultur
" Ich will zu einer Vitikultur zurückzukehren, die nahe an jener vor den 60er Jahren ist." (Pascal Mugneret)
Die Domäne verfügt über hervorragend situierte Parzellen, gerade auch in Vosne-Romanée und Nuits St. Georges. Die Weinberge basieren, was die Reben angeht, auf der traditionellen sélection massale. Pascal Mugneret beendet 2006 den Einsatz von Herbiziden, er geht dann dazu über, ausschließlich Kontaktmittel wie die Bordelaiser Brühe zu nutzen. Heute arbeitet die Domaine nach den Regeln der Biodynamie - ohne jedoch die Zertifizierung anzustreben.
Pascal Mugneret ist im besten Sinne Winzer, d.h. als vigneron sieht er seine Aufgabe darin, dem Paar Erde/Rebe, das er pflegt, in den bestmöglichen Status zu versetzen. Beobachtung spielt für Pascal eine große Rolle - Burgunds beste Prinzipen der Vitikultur, seit Jahrhunderten entwickelt, sind nun mal oft praktische Schlußfolgerungen aus Beobachtungen.
Pascal hatte in den bisherigen Abläufen auf der Domäne eine gewisse Systematik der Arbeitsweise festgestellt, die sich nicht per se den Erfordernissen der Natur unterordnet, er hat deshalb die Arbeit insofern flexibler gemacht: "Man muß die Rebe wie ein Lebewesen betrachten, welches sich gut oder nicht gut fühlt. Uns ist es passiert, daß wir nach unseren Erfordernissen im Weinberg eingriffen, nach unserem Kalender, jedoch gegen die Logik der Pflanze. Es ist also an uns selbst, uns anzupassen."
Was die Ernte angeht, setzt Pascal eine bewährte Équipe ein, die zwei Regeln zu befolgen hat - sich die nötige Zeit zu nehmen und allein die Trauben zu lesen, die die Erntehelfer selbst gerne essen würden. Das mag so simpel wie vernünftig klingen, aber warum halten sich dann nicht alle Domänen an diese Prinzipien ?
Vinifikation und Ausbau
"Pascals Weine haben sich in Richtung mehr Raffinement und Subtilität entwickelt." (Francoise Mugneret)
Vinifiziert wurde hier stets à l'ancienne mit den natürlichen Hefen und auch in den 90er Jahren ist man nie der damaligen journalistischen Vorliebe für extrahierte, zudem durch fühlbares neues Holz geprägte Weine gefolgt.
Die Statik der Abläufe bei Vinifikation, Länge des Ausbaus und Abstich von den Hefen, die es bei Gérard gab, hat Pascal eingerissen. Die Entwicklung der Dinge fixiert jetzt die Schritte - warum etwa prinzipiell nach der malolaktischen Gärung abstechen, wenn der Wein keine Reduktion zeigt ? Pascal hat auch die Dauer des Faßausbaus verlängert, bis auf die génériques sehen die Weine jetzt oft den zweiten Winter im Faß, weil sie davon über die Autolyse der Hefen profitieren. Die Extraktion bei der Vinifikation (pigeages, remontages, arrosages) hat die frühere Regelhaftigkeit verlassen und bemißt sich am Charakter der Frucht des jeweiligen Jahres bzw. am Stand der Entwicklung des Weines, den man durch vielfaches Verkosten jeweils ermittelt. Prinzipiell erfolgt die Extraktion tout en douceur, ohne der erreichten Balance der Frucht eine andere Richtung geben zu wollen.
Traditionell entrappte Gérard à la Henri Jayer zu 100%, auch Pascal tat dies in den ersten Jahren. In 2012 begann er teilweise mit 15-20%igen Anteilen an Stielen zu vinifizieren. Was manchen Weinen wie z.B. dem Suchots eben ein erweitertes Geschmacksbild verschafft.
Die Diskussion um den Faßausbau wird selbst in Insiderkreisen weiterhin mit der falschen Prämisse geführt, es sei der schiere Anteil neuen Holzes, der darüber entscheide, ob ein Wein per Holz geschmacklich markiert ist. Der eingängige Charme des Gedankens ändert jedoch nichts daran, daß er in dieser Schlichtheit falsch ist. Vielmehr kommt es zunächst sehr auf die Substanz eines Weines an, also auf seine Fähigkeit, mit dem Holz umzugehen. Weiter sind Röstung und Trocknung des Holzes, mithin Qualität des Holzes, von großer Bedeutung. Wenn bei Mugneret also, wie sich Verkoster jedweder Couleur einig sind, die Weine nicht markiert sind vom Geschmack des Holzes, dann liegt dies an einer Qualität der Arbeit in Sachen Abstimmung Holz/konkreter Wein wie Güte der Fässer. - Abgefüllt werden die Weine ohne Schönung und Filtrierung.
Die Domäne heute
"Wenn man etwa einen Jahrgang wie 2008 hat, dessen hervorstechendstes Merkmal nicht die Konzentration ist, und man beginnt darüber nachzudenken, die Weine konzentrierter zu machen, macht man einen Fehler. Weil man damit an der Identität des Jahres vorbeizielt, sie verpaßt." (Pascal Mugneret)
Mit Pascal Mugneret ist die Domäne mehr in die Weinöffentlichkeit getreten. Weinjournalisten schreiben nunmehr Artikel in höchstem Lob für die Domäne. Auch wenn die Domäne bereits zuvor Teil der besten Domänen Burgunds war, ist dieser Umstand neuerlich eher allgemeine Erkenntnis.
Der gewachsene öffentliche Fokus geht jedoch auch einher mit einem Zuwachs an Raffinement, Purheit und Klarheit in der Zeichnung der Terroirs bei allen Weinen - nachvollziehbar aufgrund der oben beschriebenen geänderten Praktiken. Seit 2013, so Pascal, habe er all das praktisch umsetzen können, was er sich vorgenommen hatte. Pascals Weg ist zwar nicht zu Ende, aber wenn wie Neal Martin es gut formuliert "der Pinot hier bei Mugneret zum Singen gebracht wird" , dann ist das beileibe nicht wenig.
September 2016
“ Die Weine der Domaine Mugneret verbinden eine Fruchtigkeit mit einer samtigen Textur in überaus purer Form. “
In Vino Veritas , schweizer Weinblog, 2016