Domaine Mugneret-Gibourg, Vosne-Romanée
- Domänendirektimport seit Jg. 2004 -
„Wir wollen keinen großen Einfluß auf die Weine haben. Unser größter Einfluß macht sich auf dem Auslesetisch bemerkbar. Wir sind nie den Moden gefolgt, heute weder der Vinifikation mit der ganzen Traube noch der extraktiven Vinifikation in den 90er Jahren. "
Marie-Christine u. Marie-Andrée Mugneret
Historie
1933 entsteht die Domaine Mugneret-Gibourg aus der Verbindung von André Mugneret (1905 - 1986) aus Vosne und Jeanne Gibourg (1906 - 1997), ursprünglich von der Saone-Ebene stammend. Die Domäne umfaßt Parzellen an Bourgogne rouge, Vosne-Village und Echézaux Grand Cru. Georges Mugneret (1929 - 1988), einziger Sohn von Jeanne und André, wird Augenarzt in Dijon, dabei jedoch seiner Liebe zum Wein nicht untreu und tritt alsbald an die Seite seiner Eltern auf der Domäne in Vosne.
Er gewinnt schöne Parzellen (Clos Vougeot, Nuits 1er Cru 'Les Chaignots'/Vignes Rondes, Ruchottes-Chambertin, Chambolle 1er Cru 'Les Feusselottes' ) in seinem eigenem Namen dazu, es entsteht die Domäne Georges Mugneret. Georges Mugneret, allseits beliebt, respektiert und anpackend (er ist es auch, der das Windrad nach kalifornischem Vorbild in den von Spätfrösten bedrohten Vosne-Villagelagen errichten läßt), u.a. auch Präsident der Commission des Cinq au Clos Vougeot, heiratet 1958 Jacqueline Riveron. 1988, nach dem allzu frühen Tod Georges Mugnerets, übernimmt Jacqueline Mugneret - zuvor bereits an der Seite ihres Mannes - , unterstützt von den Töchtern Marie-Christine (* 1959), dann 1992 Marie-Andrée (* 1968), die Verantwortung für beide Domänen.
Marie-Christine, gelernte Pharmazeutin (Thema ihrer Doktorarbeit: "Ist Wein ein Medikament ?"), wie Marie-Andrée hatten ihre Eltern seit frühester Jugend unterstützt, die Arbeit für den Wein war früh bestimmend für sie. Beide Schwestern haben eine önologische Ausbildung, aber die Philosophie hier ist jene Georges Mugnerets. Und das impliziert insbesondere den Ehrgeiz, maximal nah am Terroir zu sein sowie das Wissen, daß "sich der Wein im Weinberg macht." (Marie-Andrée) Seit 2009 sind die beiden Domänen Mugneret-Gibourg und Georges Mugneret unter dem Namen Mugneret-Gibourg vereint. Die beiden Schwestern führen heute die Domäne gemeinsam.
Vitikultur
Den Unterschied zwischen der Kriegsgeneration der Winzer und dem heutigen Burgund illustriert anschaulich die Diskussion um die Anschaffung eines Auslesetisches im Jahr 1993 auf der Domäne: "Es gab drei Auslesetische in Vosne zu der Zeit, bei Henri Jayer, bei Jean Méo und bei DRC. Man verschleudert die Ernte! Die Älteren sagten, man müsse die grünen Trauben für die Säure und die verfaulten Trauben für die Aromen bewahren." (Marie-Andrée)
Ganz gleich wie die Saison sich entwickelt, strikte Auslese bleibt - in je unterschiedlichem Umfang - eine Notwendigkeit, will man die Lagen pur einfangen. Die Basis dafür ist gelegt mit der Orientierung der Erträge an der Reife - zwischen 30-35 hl/ha für den Bourgogne rouge, nicht mehr als 5-6 Traubenbüschel in den Grands Crus - , der Bewahrung der Gesundheit und der Aktivität des Bodens und der Rebe: kein Einsatz von Herbiziden bzw. Pestiziden. Dementsprechend wird der Boden traditionell gepflügt. Erforderliche Behangausdünnungen (vendanges vertes) werden praktiziert, wenn es die Entwicklung der Reife erfordert. Marie-Andrée faßt die Philosophie im Weinberg zusammen, indem sie den Satz von Saint-Exupéry (der hierbei ein indisches Sprichwort rekapituliert) zitiert: "Man erbt nicht die Erde von seinen Eltern, man leiht sie sich von seinen Kindern."
Vinifikation und Ausbau
Auf der Domaine hat man nie Extraktion und Konzentration verwechselt. Letztere entsteht im Weinberg, ist jedoch mit ersterer nicht zu erreichen. Chez Mugneret-Gibourg entrappt man vollständig, läßt den Most dann 4-5 Tage kalt mazerieren vor der durch natürliche Hefen induzierten alkoholischen Fermentation - die pneumatische Presse erlaubt eine hier stets sanfte Pressung ohne Freisetzung der Bitterstoffe der Kerne. Marie-Christine u. Marie-Andrée verlängern die Fermentation, also die Arbeit der Hefen, indem sie gegen Ende geringfügig chaptalisieren: "Man gewinnt ein paar Zehntel Alkohol, aber auf die Weise synthetisieren sich auch andere Komponenten des Weins, die für den Geschmack des Weines wichtig sind. Das ist wie die Prise Salz in der Küche: wenn man sie vergißt, merkt man es, wenn man zu viel gibt, vermasselt es alles." (Marie-Christine)
Der Anteil neuen Holzes beim Ausbau ist - auch hier - seit den 90er Jahren reduziert worden, wichtiger ist jedoch der Faßmacher und die Qualität des Holzes. Francois Frères, Rousseau, Berthomieu und Cavin kommen als Tonneliers zum Einsatz, wobei die Grands Crus etwa 2/3 neues Holz, die Premier Crus etwa 1/3 und die Villages 20% neues Holz sehen. Insgesamt werden die Weine zwischen 18 und 21 Monaten im Faß ausgebaut, erfahren vor der Flaschenabfüllung ohne Filtrierung und Schönung eine 4-6 wöchige harmonisierende Assemblage im Stahltank.
Ausblick
Die Finesse der Maturität, die Marie-Christine und Marie-Andrée hier seit langem erreichen, ist rar. Die Rede ist nicht von femininen Weinen, sondern von der Purheit des Ausdrucks der Lagen. Indem man die Finesse, die Delikatesse des Pinot respektiert, erzeugt man hier nicht einfach delikate Weine, sondern Weine, die ihren Strom der Kraft in Finesse, ja nobler Art aufheben. Es existiert eine Sicherheit des Stils auf dieser Domäne, eine Sicherheit, welche die Lagen wie wenige andere Domänen selbst Vosnes zum Singen bringt - zweifelsfrei der hier alles bestimmenden Absicht geschuldet, Frische, Finesse und Frucht des Pinot zum Ausdruck zu verhelfen.
Der Reichtum Burgunds ist seine Diversität und eine Domäne Burgunds hat dann höchstes Niveau erreicht, wenn wie hier die Lagenherkunft so distinkt unterschiedlich und so pur aufscheint. Leider haben wir in den 90er Jahren nicht genug aufgepaßt, erst 2004 begannen wir die Zusammenarbeit. Deshalb können wir hier nicht wie sonst alle Weine unserer Präferenz anbieten. Daß auch die Weine dieser Domäne mittlerweile Objekt der Spekulation geworden sind, mißfällt uns ebenso wie den Schwestern Mugneret. Es ist klar, daß dies Burgund schadet, denn es ist sehr schwer dem Weinpublikum klarzumachen, daß diese Art von Preisen keineswegs auf die Erzeuger Burgunds zurückzuführen sind.
Oktober 2016
"Die Mugneretweine sind der Inbgeriff von Anmut, Klasse und Komplexität. Was nicht bedeutet, daß dies leichte Weine sind, vielmehr sind sie exemplarische rote Burgunder in ihrer Fähigkeit große Intensität des Geschmacks wie dessen Nuancierung zu liefern, ohne je plump zu erscheinen."
John Gilman, View from the cellar