Domaine Fèvre, Chablis
- Domänendirektimport seit Jg. 2001 -
„Heute sind die Weine hier geradezu herrlich, von unvergleichlicher Finesse und Leichtigkeit. Alle Weine sind klar definiert, elegant, frisch und nicht schwer, subtil und nicht machtvoll. Kein Überschwang, keine Markierung durchs Holz, Raum für die Rebsorte und das Terroir. Die Dichte der Weine hier macht sich über jene Mode lustig, die will, daß ein Wein extrahiert, massiv und mächtig sein muß, um zu gefallen."
Gault Millau Vin 2007, Höchste Einstufung einer Domäne innerhalb der Appellation Chablis
Historie
Fèvre, das ist ein Name in Chablis, der auf eine lange Reihe an Winzervorfahren bis ins Jahr 1619 zurückblicken kann. 1959 markiert mit der Gründung der Domaine de la Maladière durch William Fèvre den Start der heutigen Domäne - die erste eigene Ernte wird deklariert. Im Jahre 1998 erwirbt das Champagnerhaus Henriot, das zuvor auch das große Beauner Handelshaus Bouchard Père & Fils übernommen hatte, die Domäne. Mit heute 78 ha Besitz, darunter einigen der prachtvollsten Parzellen in verschiedenen 1er Crus und Grand Crus - in der Regel wurden die Reben dort in den 1930er/1940er Jahren bzw. Anfang der 1960er von William Fèvre und seinem Vater gepflanzt - zählt die Domäne zu den bedeutendsten Eigentümern in Chablis. Das bleibende Verdienst William Fèvres ist es, maßgeblich zur Rekonstitution des Weinbergs von Chablis beigetragen zu haben, dabei sich explizit auf die historischen Lagen der Appellation beschränkend.
Vitikultur
Didier Séguier, Régisseur der Domäne seit 1998, hat (nicht nur) der Weinbergsarbeit sofort eine höchst qualitative Richtung gegeben: "Der Weinbergsarbeit gilt meine allergrößte Aufmerksamkeit. Es ist klar, daß es ohne erstklassige Frucht keinen großen Wein gibt." Unter Séguier ist die Zahl der permanenten Weinbergsarbeiter stark erhöht worden, so daß aktuell jeweils 2 ha von einem Arbeiter bewirtschaftet werden. Der Einsatz dieser manpower erlaubt es, alle anstehenden Aufgaben wie das Ausbrechen doppelter Triebe (ébourgeonnage) oder Behangausdünnung (vendanges en vert) sachgerecht und zeitlich präzise auszuführen.
2006 beginnt Séguier, der von Beginn an ohne Herbizide gearbeitet hatte, teilweise biologisch zu arbeiten. 2010 sieht dann die komplette Umstellung der Domäne auf ausschließlich organisches Arbeiten. Alle Grand Crus der Domäne sind heute biodynamisch bewirtschaftet, Séguier und sein chef de culture Walter Dausse planen, den gesamten Weinberg der Domäne in Zukunft biodynamisch zu bearbeiten.
Die Präzision, die Purheit, die Séguier in den Weinen anstrebt, ergibt sich nicht nur über eine Beschränkung der Erträge und die mit organischer Bewirtschaftung allein gegebenen Balance der Böden - sie basiert auch auf der Exaktheit und Qualität, mit der die Ernte praktiziert wird. Mit 180 Erntehelfern ist man in der Lage, den optimalen Erntezeitpunkt je Parzelle festzuhalten. Die Ernte vollzieht sich für alle Premier und Grand Crus manuell (eine Ausnahme in Chablis aktuell!), dabei werden 13kg-Behälter benutzt, das Aufplatzen der Frucht wie die dann notwendige Schwefelung vermeidet man also. Selektiert wird sowohl bei der Ernte im Weinberg als auch nachfolgend auf zwei Auslesetischen. Fèvre setzt nach meiner Kenntnis als einzige Domäne Chablis' Auslesetische ein.
Vinifikation und Ausbau
Die angestrebte Mineralität, Frische, Purheit wie Typizität der Chablisweine dulden keinen Einsatz neuen Holzes. Dies war eine weitere grundlegende Veränderung auf der Domäne gegenüber der großzügigen Verwendung neuen Holzes vor 1998. Vinifiziert wird selbstverständlich in burgundischer Tradition im Holz, jedoch in 5-6 Jahre alten Fässern, mit den natürlichen Hefen des Weinberges. Die barriques gleichen Alters für den Ausbau bis zur Flaschenabfüllung stammen aus den Kellern Bouchard Père & Fils. Séguier praktiziert keine bâtonnage, kein Aufrühren der Hefen, die Weine sollen um ihre Mineralität herum wachsen, der Stoff nicht vordergründig an Fett gewinnen. Natürlich konzentriert sind die Weine. Vinifikation und Ausbau begleiten die Entwicklung der Typizität der Lagen, denn das Ziel ist, "den klarsten Ausdruck der Kimmeridgienböden Chablis in der Chardonnaytraube zu erzielen."
Ausblick
Den in der Welt einzigartigen Ausdruck der Kimmeridgienböden von Chablis reintönig und detailgetreu je Terroir auf die Flasche zu bringen, ist Didier Séguiers oberstes Ziel. Alle Anstrengungen, alle Investitionen, sind diesem Ziel subsumiert. Die Signaturfreiheit dieser Weine begeistert Kenner wie Newbies in Sachen Chablis - dies ist eine der drei qualitativ führenden Domänen in Chablis. Séguier und seine Équipe werden mit der Ausweitung der Biodynamie auf den gesamten Weinberg den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Chablis, das den reintönigsten trockenen Weißwein der Welt erzeugen kann, braucht mehr Domänen wie Fèvre. Und tatsächlich bildet Fèvre mittlerweile ein Vorbild für manchen Winzer der neuesten Generation im Chablisien.
Sicher, das Erbe Fèvres mit 15,9 ha Besitz in den Premier Crus und 15,2 ha in den Grand Crus ist einzigartig, zumal da auf den historischen Böden Chablis' (also allesamt auf Lagen, die vor der Ausweitung der Appellation Chablis 1970 bereits Teil der Appellation waren) plaziert und mit einem alten Rebbestand bestückt, aber entscheidend ist die Abkehr von mehr Winzern vom Trio Chemie - Erträge - banale Weine ohne Typizität. Fèvre mit seinem internationalen Erfolg - 75% der Weine werden exportiert, wobei Kanada, die USA, Japan, England, China und Deutschland die größten Märkte sind - ist mal ein 'Großer' in Sachen Wein, der inhaltlich schwerlich zu kritisieren ist!
Mai 2016
"In ein wenig mehr als 15 Vinifikationen sind die erreichten Fortschritte hier schwindelerrgend, beginnend mit dem Weinberg...Die Präzision und die Strenge bei der Vinifikation der breiten Palette der Domäne hat in den letzten Jahrgängen uneingeschränkt zu Erfolgen geführt."
Bettane/Desseauve - Guide des vins 2016, höchste Einstufung eines Erzeugers (*****)