Domaine du Clos de Tart, Morey St. Denis
- Domänendirektimport seit Jg. 1998 -
"Das Terroir des Clos de Tart in der Gemeinde Morey St. Denis ist für viele der finale Platz für den Ausdruck des Pinot Noir an der Côte de Nuits...Dieser Cru ist definitiv Teil der größten Weine dieses Landes in jedem Jahrgang.“
Patrick Essa
Historie
Der Clos de Tart verdankt seinen Namen der Abbaye de Tart, gegründet 1132 von der Abbaye de Citeaux als erster rein weiblicher Abtei. Zwecks Sicherung der Autonomie der Abtei gründeten die Dames de Tart 1141 die heutige Domäne, die in ihrer nunmehr fast 900jährigen Geschichte nie mehr als einen Besitzer kannte: 650 Jahre lang bis 1791, als die Klöster durch die frz. Revolutionäre aufgelöst wurden, eben jene Abbaye de Tart, zwischen 1791 und 1932 die Familie Marey-Monge und schließlich ab 1932 die Familie Mommessin. Nicht nur die geringe Zahl an Eigentümern über einen so langen Zeitraum ist eine Besonderheit des Clos de Tart, der Clos de Tart ist zugleich mit 7,53 ha das flächenmäßig größte Monopol, das in Burgund als Grand Cru eingestuft ist.
Mit dem Jahrgang 1996 wird Sylvain Pitiot Régisseur auf der Domäne. Stilistisch bis dahin geprägt durch große Finesse, subtile florale Art, geradezu einer Zartheit des Ausdrucks, ändern sich die Weine mit Pitiot, der eine kleine Revolution anzettelt, Vitikultur, Vinifikation und Ausbau anders angeht. Pitiot, vom Haus Mommessin mit der Freiheit ausgestattet, die Domäne zu rekonstituieren, widmet sich in seiner Zeit als Régisseur - sein letzter Jahrgang ist 2014 - auch der historisch getreuen Wiederherstellung der Gebäude sowie der den Clos umfassenden Mauer - Projekte, die Jahre der Realisierung in Anspruch nehmen. "Die Besucher, die den Hof der Domäne betreten", so Pitiot, "sind stets beeindruckt von der hier herrschenden Ruhe, der natürlichen und schlichten Schönheit dieses Ortes." Tatsächlich ist es so, daß der jahrhundertelange mönchische Esprit hier weiterzuwirken scheint, dem Ort scheint die Zeit wenig anzuhaben.
Die Besonderheit des Cru, die Vitikultur
Der Clos de Tart befindet sich - wenig überraschend - ideal am mittleren Hang auf einer Höhe zwischen 269m und 302m. Eingefaßt von einer 1,2 km langen, seit 2010 komplett restaurierten, Steinmauer - c'est un Clos! - sind die Reben einheitlich nach Ost-Südosten ausgerichtet.
Der Clos de Tart ist keine geologische Entität, Pitiot, der mit Hilfe der Universität von Dijon genaue Bodenuntersuchungen des Clos vorgenommen hat, weiß von 6 mehr oder minder große Einheiten innerhalb des Clos de Tart, sie unterschieden sich nach dem Grad der Aktivität des Kalksteins wie den Anteilen von Ton/Lehm. Im Kern haben die Untersuchungen des Terroirs des Clos de Tart, u.a. durch Claude Bouguignon, ergeben, daß die Lage drei größere, aufeinandersitzende Bodentypen umfaßt: oben prägt grauer Mergelkalk den Boden, in der Mitte und den größten Teil der Lage umfassend findet sich Prémaux-Kalkstein, der die gleiche Art versteinerter Austern (ostra acuminata) umfaßt wie Romanée-Conti, im unteren Teil zeigt sich dann mittlerer Muschelkalk.
Diese Microclimats, die die drei großen Bodentypen jeweils etwas unterschiedlich wiedergeben, werden respektiert, indem sie zu leicht unterschiedlichen Zeitpunkten - die Entwicklung der Reife ist jeweils eine andere - geerntet, hernach getrennt vinifiziert werden. Den Clos de Tart durchzieht, vom benachbarten Bonnes Mares kommend und bis zum Clos des Lambays verlaufend, eine Kalksteinader. Deren Präsenz verleiht dem Wein des Clos de Tart dessen unvergleichliche seidige Finesse.
Die Reben des Clos de Tart sind, ganz im Unterschied zu fast allen anderen Weinbergen der Côte-d'Or, in Nord-Süd-Richtung parallel zum Hang gepflanzt. Was nicht nur der Bodenerosion insbesondere bei den winterlichen Regenfällen - ein sehr großes Problem an der Côte d'Or bei den Domänen, die Herbizide verwenden! - entgegenwirkt. Diese Art der Bepflanzung bewirkt auch eine schlußendlich bessere Reife der Trauben, weil im Tagesverlauf gleichmäßig von beiden Seiten beschienen. Ferner ermöglicht sie es den Trauben bei sommerlicher Hitze Verbrennungen besser auszukommen. Auf dem Clos de Tart wird die Tradition - auch an der Côte vielfach aufgegeben - fortgeführt, den Rebbestand auf Basis der gesündesten, qualitativ hochstehendsten Stöcke (sélection massale) weiterzuentwickeln. Der Traum wäre allerdings die Rückkehr zu wurzelechten Reben, so Pitiot.
Weil Pitiot dem Clos de Tart mehr Intensität, mehr Ausdruckskraft geben wollte, hat er die Erträge drastisch gesenkt, 5-6 Augen je Stock sind die Maßzahl. Die ältesten Reben des Clos datieren von 1918, das durchschnittliche Rebalter bewegt sich um 60 Jahre - Behangausdünnungen zur Beförderung der Reife werden dennoch in produktiveren Jahren durchgeführt. Pitiot hat sich in den zwei Dekaden als Régisseur des Clos einer eher späten Ernte verschrieben, darin die Erkenntnisse des 19. Jahrhunderts eines Jacques-Marie Duvault-Blochet {Im 19. Jahrhundert Besitzer des Romanée-Conti und sehr angesehener Winzer seiner Epoche} aufnehmend:„Duvault-Blochet erntete so gut wie immer spät. Von 53 Ernten unter seiner Ägide waren nur 3 frühe Ernten.“ Die Frucht des Clos de Tart wird also stets bei voller Reife und dann so effektiv wie nur möglich, in nur vier Tagen, eingebracht.
Der Weinberg des Clos de Tart wird (großteils per Pferd) gepflügt, Herbizide und synthetischer Dünger sind gebannt, Pitiot ("wir sind sehr nahe an der biologischen Bewirtschaftung, doch nicht zertifiziert") wollte jedoch nie eine biologische Zertifizierung, er wollte sich stets Optionen etwa zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten offenhalten.
"Die große Masse der Arbeit war auf der Ebene der Vitikultur, bei der es stets länger dauert bis sich Resultate einstellen, zu leisten, nicht auf der Ebene der Vinifkation", so Sylvain Pitiot in seinem Résumé über seine Anfänge als Régisseur. Damit rückt er eine der klassischen Fehlsichten der Weinöffentlichkeit, auch in einem Artikel von Clive Coates aus 2015 wiederzufinden, zurecht. Gerne fokussieren sich Weinbetrachter vor allem auf Änderungen im Keller, dass die Vitikultur die Hauptrolle spielt, hört man nur von Winzern...
Vinifikation und Ausbau
1999 wurde die neue Cuverie, in der alle Bestandteile aus rostfreiem Stahl sind, in den alten Lagerräumen des Clos eingeweiht. Nach strenger Selektion der Trauben - sowohl im Weinberg wie auf verschiedenen Auslesetischen - erfolgt die Vinifikation der Frucht der verschiedenen climats. 2014 erzeugte Pitiot sieben verschiedene Cuvées. 2005 hatte Pitiot begonnen, teilweise mit den Stielen zu vinifizieren, der Anteil der vendanges entières ist aber kein fixer ("Alles hängt vom Jahr, von der Art der Frucht ab."). Die Cuvaison selbst ("lang und langsam", so Pitiot) erstreckt sich über ca. drei Wochen, unterteilt in die Phasen der Kaltmazeration als Präfermentation, der eigentlichen Fermentation sowie der Post-Fermentation. Pigeages werden 2 täglich praktiziert, nur natürliche Hefen werden genutzt - sie tun einen prima Job wie schon jahrhundertelang, allerdings nur wenn sie von einem gesunden Weinberg stammen! Der vin de presse (Saft der Kerne und Traubenhäute) - auch ein Clos de Tart, jedenfalls von der Herkunft! - wird im Faß an den Négoce verkauft.
Der Keller des Clos de Tart bietet ideale Vorraussetzungen für die Reifung der Weine - konstante Temperatur von 13° C, 75% Luftfeuchtigkeit, das Fehlen jeder Vibration. Ein an sich bereits spektakulärer Ort für jeden Weinpassionierten! Die hier mögliche langsame Reifung ermöglicht die sehr lange Aufbewahrung von Weinen des Clos de Tart. Selbst nach mehreren Dekaden sind sie hier, unbewegt, in der Regel von schöner Frische. Die Kellerbedingungen ermöglichen zudem eine späte malolaktische Gärung - unberührt entwickelt der Wein per Autolyse der Hefen Stoff, komplex-subtile Art, Köstlichkeit und Rückgrat.
Der Ausbau erfolgt über 18 Monate in 100% neuen Fässern ("der Wein braucht Zeit, um das Holz zu verdauen") - was keine Neuerung Pitiots ist, so wurde er auch schon in den 80er Jahren ausgebaut. Die Domäne arbeitet mit fünf verschiedenen Faßmachern zusammen, es wird überwiegend Troncais-Eiche eingesetzt, die drei Jahre getrocknet ist. Der Clos de Tart hat absolut die Substanz, den Reichtum, alle Vorteile einer élévage sous bois mitzunehmen ohne von ihr markiert zu werden. Seit 1987 existiert das Konzept eines zweiten Weines, genannt La Forge de Tart, der die Versicherung der Exzellenz des Grand Vin ist, da er nur dann erzeugt wird, wenn die zuvor erfolgten sehr ausführlichen Verkostungen der verschiednen Cuvées es ergaben, daß eine Cuvée nicht auf dem Level der anderen war bzw. kein Vorteil der Komplementarität evtl. zu erwarten wäre. La Forge de Tart ist Clos de Tart, in der Regel aus der Frucht der weniger als 25 Jahren alten Reben, doch nicht systematisch. La Forge de Tart, welches der Name der Lage war, bevor er an die Abbaye de Tart verkauft wurde, ist selbst ein Grand Cru bis aufs Etikett (in der Regel ist es gerne andersherum, die Güte entspricht nicht dem Etikett).
Generationswechsel auf dem Clos de Tart- von Pitiot zu Devauges
Sylvain Pitiot hat auf der Domäne über fast zwei Dekaden mit seinem Team erstrangige Arbeit geleistet, Pitiot wird für immer als der Régisseur in die Geschichte des Clos eingehen, der ungemein viel bewegt und angestoßen hat, die Domäne in die Moderne geführt hat - mit Rückgriff auf manche Dinge, die es in der Historie schon gab. So sind weder die vendanges entières noch der Ausbau im neuen Holz neu auf Clos de Tart! Nicht zuletzt auch die von ihm initiierten Erfassungen der Geologie dieses besonderen Terroirs sind sehr positiv zu erwähnen. Die Unterstützung der Familie Mommessin war für alle Aufgaben unabdingbar - es ist nun mal so, daß "es keinen großen Wein ohne große Mittel gibt." (Pitiot) Mit all seinen Aktivitäten hat er den Clos de Tart wieder dahin gerückt - die Domäne war zuvor ein wenig im Dornröschenschlaf - , wo dessen historischer Platz ist - unter den allergrößten Weinen Burgunds wie Frankreichs. Der Clos de Tart war immer als eine der raren têtes de cuvées Burgunds angesehen worden.
Interessanterweise sind es die beiden letzten Jahrgänge Sylvains - 2013 und 2014 - die uns aufgrund ihrer Kombination aus gewohnter Vinosität, aber auch Purheit und Lebendigkeit unerhört begeistern. Sicher, 2013 ist etwas weniger stofflich reich als 2014, trägt aber eben jene gemeinsamen Züge. Es scheint so zu sein, daß Sylvain Pitiot ausgerechnet zum Ende seiner beruflichen Laufbahn einen neuen Kulminationspunkt gesetzt hat. Sicher, es gab viele andere große Weine seit 1996 und Pitiots wie unser absolute Favorit der letzten 20 Jahre bleibt vielleicht der 2005er, ein Wein wie eine Symphonie. Schließlich gibt es aber auch keine kleinen Weine von einem großen Terroir, das gut geführt ist, und vielleicht bis auf 2004 entsprechen alle erzeugten Clos de Tart den allerhöchsten Ansprüchen. Dennoch erscheinen uns die beiden Jahrgänge 2013 und 2014 voller zusätzlicher Energie und Trinkanimation.
Jacques Devauges wird die Domäne in Richtung Biodynamie bewegen und basierend auf dem Stil, den er zuvor auf der Domaine de l'Arlot gepflegt hat, sicher die Richtung der beiden letzten Jahrgänge beibehalten. 2015 sollte und wird hier einen enormen Wein hervorgebracht haben. Es ist Jacques' erster Jahrgang auf Clos de Tart. Welch' ein Start!
Sylvain Pitiot über die Besonderheiten des Clos de Tart (youtube-Video), engl.
Jacques Devauges zur Spezifik des Clos de Tart (youtube-Video), engl.
August 2016
"Der Clos de Tart kombiniert die Vorzüge, sowohl von umfangreichem Geschmack wie Köstlichkeit zu sein, darin sehr dem Chambertin ähnelnd."
Dr. Denis Morelot, Statistique de La Vigne Dans Le Departement de La Cote-D'Or (1831)
„Der Clos de Tart verdankt seine von altersher große Berühmtheit seiner idealen Situation, auf mittlerem Hang, der aufgehenden Sonne zugewandt, in sanfter Hanglage zwischen 270 und 300m Höhe...Man ist hier in der Gegenwart des Urtypus eines Grand Cru, einer paradoxalen Allianz von Kraft und Eleganz, welche eine bemerkenswerte Mineralität hervorbringt. Er ist mit Aromen außergewöhnlicher Vornehmheit ausgestattet, die florale Nuancen (Veilchen, Rose, Hagebutte), fruchtige Noten (Brombeere, Kirsche) sowie würzige Anklänge und Noten von weißer Trüffel vereint. Ein Wein, der bewunderungswürdig altert.“
Jacky Rigaux, Grands Crus de Bourgogne, 2005
„Sylvain Pitiot hat bis zum Jahr 2015 Jahr für Jahr einen aufgrund der Noblesse seines Charakters memorablen Wein erzeugt."
Bettane/Desseauve, Guide des vins 2016